Schweizerischer Heiligland-Verein
Association suisse de Terre Sainte
Associazione svizzera di Terra Santa
Swiss Holy Land Association
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Projekte Syrien

Soforthilfe für Erdbebenopfer in Syrien – Mit Partner vor Ort

Am 6. Februar 2023 um 4.15 Uhr Ortszeit ereignete sich in Syrien ein starkes Erdbeben mit Erschütterungen der Stärke 7,8 auf der Richterskala. Es ver­ursachte grosse Schäden: Über 5000 Menschen wurden verletzt und über 3000 Menschen getötet. Mindestens 11 000 Familien wurden obdachlos. 
Die Hilfe unserer Partnerorganisation Pro Terra Sancta aus Mailand, die bereits wenige Tage nach der Katastrophe anlief, konzentriert sich auf die beiden 
am meisten betroffenen Städte Aleppo und Latakia.

 

Pro Terra Sancta hat umgehend einen zweiphasigen Notfallplan für die Hilfe für die Erdbebenopfer in Aleppo und Latakia ausgearbeitet. Die erste Phase der Nothilfe zielt auf die Evakuierung von gefährdeten Menschen und die Öffnung von Notunterkünften, die Bereitstellung von Nahrungsmitteln, Decken und Kleidung sowie medizinischer Hilfe für etwa 3000 notleidende Personen. Dauer bis Ende Mai.

Unsere Unterstützung konzentriert sich auf die beiden am meisten betroffenen Städte Aleppo und Latakia.
Unsere Unterstützung konzentriert sich auf die beiden am meisten betroffenen Städte Aleppo und Latakia.

 

In einer zweiten Phase ist geplant, die Grundversorgung der Menschen mit Strom und Wasser wiederherzustellen und die entstandenen Infrastrukturschäden zu beseitigen. Zerstörte Gebäude sollen, wo möglich, wiederaufgebaut werden. Die Nahrungsmittelhilfe wird für mindestens weitere sechs Monate fortgesetzt. Die Beschaffung von Waren und Dienstleistungen erfolgt in enger Kooperation mit lokalen Anbietern vor Ort, mit denen Pro Terra Sancta seit Jahren vertrauensvoll zusammenarbeitet.

Die Aktion wird von Franziskanern, die in Aleppo und Latakia seit Jahren tätig sind, überwacht, und von lokalen Mitarbeitenden durchgeführt. Ein Projektmanager koordiniert und dokumentiert die Hilfe vor Ort in enger Zusammen-arbeit mit der Zentrale in Mailand. Pro Terra Sancta arbeitet in einem Netzwerk unter anderem mit der Päpstlichen Nuntiatur, CARITAS Syrien, UNICEF, und lokalen Behörden zusammen.

 

Nahrungsmittelhilfe sowie medizinische und psychologische Betreuung sind für uns prioritär.
Nahrungsmittelhilfe sowie medizinische und psychologische Betreuung sind für uns prioritär.

 

Die durchgeführten Massnahmen wirken sich direkt auf die Lebensbedingungen der Begünstigten unabhängig ihrer Religionszugehörigkeit aus. Der Schweizerische Heiligland-Verein konzentriert seine Hilfe auf Nahrungsmittelhilfe, auf die Unterbringung der Menschen in provisorischen Unterkünften und auf medizinische und psychologische Betreuung aller Erdbebenopfer vor Ort, welche diese beanspruchen wollen.

Die franziskanischen Klöster und Zentren, die auch während des Syrienkriegs Hilfe für die lokale Bevölkerung geleistet haben, sind wichtige und respektierte Knotenpunkte für die Nothilfe in Aleppo, Latakia und den umliegenden Dörfern. So kann auch die Sozialhilfe, welche der Schweizerische Heiligland–Verein leistet, vor Ort von Fachpersonen durchgeführt werden.

Andreas Baumeister

Vermerk für Ihre Spende: Hilfe nach Erdbeben

 

Unser Partner Pro Terra Sancta in Mailand

Pro Terra Sancta ist eine NGO mit Sitz in Mailand und fördert die Unterstützung der Werke und Initiativen der Franziskanerkustodie des Heiligen Landes. Pro Terra Sancta ist seit 2011 in Syrien aktiv und hat in dieser Zeit umfangreiche Erfahrungen in der Bereitstellung von Soforthilfe und Notfallmassnahmen gesammelt.

Erfahren Sie mehr über unseren Projektpartner hier

Hilferuf der melkitischen Kirche

Erzbischof Nicolas Antiba bittet uns um Unterstützung, damit er seinen Angestellten im melkitischen griechisch-katholischen Patriarchat in Damaskus weiterhin jeden Monat die Löhne zahlen kann. Als Generalvikar des Patriarchatsbistums ist er verantwortlich für die 40 im Patriarchat und an der Kathedrale tätigen Frauen und Männer. Die Lebenssituation in Syrien elf Jahre nach Kriegsbeginn ist katastrophal.

 

Die Angestellten des Patriachats in Damaskus unterstützen

 

Die Kurie in Damaskus besteht aus dem Patriarchen, aus zwei Bischöfen, dem Pfarrvikar, dem Ökonom und dem Sekretär. Zusammen mit pensionierten Priestern und Angestellten der Kathe­drale wohnen 22 Personen im weitläu­figen Patriarchatsgebäude. Die Angestellten arbeiten im Sekretariat, in der Buchhaltung, der Küche, der Wäscherei, im Hausdienst, als Chauffeure, als Portiers, als Nachtwächter oder als Sakris­tane. 27 sind verheiratet. 13 sind nicht verheiratet, leben aber bei ihren Familien, um sie zu unterstützen.

 

22 Personen leben und arbeiten im weitläufigen Patriarchatsgebäude.

 

Wir haben Erzbischof Nicolas Antiba darum gebeten, uns vier seiner Angestellten vorzustellen. Er schreibt: «Die Idee, vier ausgewählte Mitarbeitende, zwei Frauen und zwei Männer, ihren Leserinnen und Leser vorzustellen finde ich sehr gut.

 

Reine ist alleinstehend, geboren in Sayednaya, lebt in Damaskus und wohnt bei ihrer Mutter, einer 62-jährigen Witwe, die bei guter Gesundheit ist.

 

Reine

Reine ist alleinstehend, geboren in Sayednaya, lebt in Damaskus und wohnt bei ihrer Mutter, einer 62-jährigen Witwe, die bei guter Gesundheit ist. Die Mutter bezieht keine Rente und so unterstützen ihre Kinder sie nach ihren Möglichkeiten. Die Familie musste, um Arbeit zu finden, ihr Heimatdorf verlassen, und hat sich in Damaskus in der Nähe des Patriarchats niedergelassen.
Nach Abschluss der Sekundarschule ist Reine seit sechs Jahren die Sekretärin des Generalvikars und arbeitet auch als Archivarin. Ihre Aufgabe besteht darin, alle Tauf- und Heiratsurkunden, die von den Pfarreimitgliedern beantragt werden, vorzulegen und auszufüllen. Das Patriarchat hat ein elektronisches System für die Tauf- und Heiratsregister eingeführt. Auf diese Weise konnten die Register aller unserer Pfarreien in der Diözese vereinheitlicht werden.

Reine ist auch für die Korrespondenz zwischen dem Büro des Patriarchen und den Priestern der Diözese sowie mit den Regierungsstellen zuständig.

 

Salimeh ist mit Maher Gierges verheiratet und hat zwei Töchter, Mariana (19) und Rose (16).

 

Salimeh

Salimeh ist mit Maher Gierges verheiratet und hat zwei Töchter, Mariana (19) und Rose (16). Die Ältere ist in der Abschlussklasse des Gymnasiums und hofft, mit einem guten Zeugnis an der Universität zugelassen zu werden. Die zweite besucht die Brevet-Klasse. Salimeh ist seit drei Jahren angestellt. Sie wurde in Chaqra (Hauran) geboren und wohnt in einem Vorort von Damaskus. Sie muss jeden Tag die öffentlichen Verkehrsmittel nehmen, um zur Arbeit zu gelangen. Salimeh ist eine von mehreren Frauen, die den Haushalt im Patriarchat führen, hilft beim Kochen für die Gemeinschaft und beim Geschirrspülen. Manchmal sind 15 bis 20 Personen zum Mittag- und Abendessen anwesend: Seminaristen, Priester, der Bischof sowie der Patriarch.

Ihr Mann Maher, der bei einem Kaufmann arbeitete, wurde wegen der Schliessung des Geschäfts während des Krieges entlassen. Er hat im Moment keine Arbeit, und Salimeh bringt das Geld nach Hause. Ich selbst versuche, ihnen nach meinen Möglichkeiten zu helfen.

 

Elian ist mit Reem Naddour verheiratet. Die beiden haben die vierjährige Tochter Chantal.

 

Elian

Elian ist mit Reem Naddour verheiratet. Die beiden haben die vierjährige Tochter Chantal. Ursprünglich aus dem Bezirk Tartus stammend, verliess er die Gegend, um Arbeit zu finden. Er lebt mit seiner kleinen Familie in Damaskus unweit des Patriarchats in einem Haus, das dem Patriarchat gehört. Er ist der Fahrer des Patriarchs und des Generalvikars. Elian arbeitet zudem bis Mitternacht als Nachtwächter im Patriarchat und in der Kathedrale. Ausserdem empfängt er an den Nachmittagen die Gäste und bietet ihnen Kaffee an. Gleichzeitig ist er da, um dem Haushaltsdienst bei den Einkäufen auf dem Markt zu helfen. Er arbeitet seit 23 Jahren im Patriarchat. Nachdem er seinen Militärdienst beendet hatte, wurde Elian zunächst Rezeptionist und später Hausmeister am Institut für religiöse Bildung.

 

Ihab ist mit Rosine Karam verheiratet. Die beiden haben zwei Kinder, Ghanem (10) und Salma (8).

 

Ihab

Ihab ist mit Rosine Karam verheiratet. Die beiden haben zwei Kinder, Ghanem (10) und Salma (8). Er wurde in Khabab (Hauran) geboren und lebt in einem Vor­ort von Damaskus. Seit sechs Jahren ist er Sekretär des Ökonomen des Pa­triarchats. Dieser hatte ihn nämlich als junges Gemeindemitglied in der Kathedrale kennengelernt. Er arbeitet auch als Buchhalter und hilft beim Unterhalt des Hauses, indem er Elektroreparaturen macht sowie sich um die Telefonie und das Internet kümmert. Sein Studium in Kommunikationswissenschaften hilft ihm bei der Arbeit. Ihab koordiniert auch die patriarchalen Angelegenheiten mit den Banken und den Regierungsämtern.

Die Menschen in Syrien leiden unter den europäischen und US-amerika­nischen Sanktionen.

Der Wechselkurs des syrischen Pfunds ist weiter im Sinkflug und die Rohstoffpreise steigen stetig. Die humanitären Organisationen vor Ort sind nicht mehr in der Lage, Lebensmittelpakete zu liefern. Einige Artikel des täglichen Bedarfs sind aufgrund der Schwankungen des syrischen Pfunds nicht mehr erhältlich, von Gas, Heizöl und Strom ganz zu schweigen. In mehreren Stadtvierteln, in denen auch die meisten unserer Gemeindemitglieder wohnen, gibt es nur während zwei Stunden am Tag Strom. Für das Heizöl hat die Regierung ein elektronisches Kartensystem eingeführt, das den Kauf nur an einem vom System festgesetzten Datum ermöglicht. Die Energiepreise steigen stetig. Gott bewahre uns vor dem nächsten Winter!

Ich muss gestehen, dass unsere An­gestellten schlecht bezahlt werden. Ihr Gehalt liegt zwischen 30 und 50 US-­Dollar pro Monat. Leider ist das Patriarchat nicht in der Lage, diese Summe zu erhöhen, da Mieten und andere Einnahmen fehlen. Wir beten, dass die Menschen nicht krank werden, damit sie keinen Arzt brauchen oder ins Spital müssen! Eine Familie müsste mindestens 150 US-Dollar im Monat verdienen, um «normal» leben zu können. Wer kann so viel verdienen?

 

Es gibt nur während

zwei Stunden am Tag

Strom.

 

Es fällt mir schwer, über die Sicherheitslage in der Region rund um Damaskus zu sprechen, da die israelische Luftwaffe immer wieder die Stadt bombardiert und Menschen tötet. Erneut leben wir in einer Atmosphäre der Angst. Das Leben wird immer schwieriger und treibt die Menschen, insbesondere die Christinnen und Christen, in die Flucht. Wir haben mehrere Todesfälle unter jenen zu beklagen, die auf kleinen Booten über das Meer geflohen sind. Ich gestehe, dass wir während der Sommersaison viele Hochzeiten hatten, aber es waren Paare, die aus dem Ausland gekommen sind, um zu heiraten und dann wieder abgereist sind. Das heisst, die Zahl der Taufen ist zurückgegangen!

Soweit diese Zeilen, die unsere katas­trophale Situation beschreiben, in der Hoffnung, dass Ihre Spenderinnen und unsere Wohltäter uns während dieser Krise, die nun schon elf Jahre andauert, helfen können.

Nochmals vielen Dank für Ihr Interesse, uns zu helfen, wann immer wir uns an Sie wenden. Vielen Dank an alle Mitglieder Ihres Vereins und an die Wohltäter. Bleiben wir im Gebet verbunden!»
Erzbischof Nicolas Antiba, Damaskus

 

Vermerk für Ihre Spende: Löhne im Patriachat sichern

Kirchliches Begegnungszentrum in Haret Assaraya einrichten

Damit die christliche Bevölkerung zurückkehrt

Der Erzbischof von Lattaquieh, Msgr. Georges Khawam, bittet den Schweize­rischen Heiligland-Verein um Hilfe für den Ausbau des neuen Begegnungszentrums in Haret Assaraya im Westen Syriens, damit es für Treffen genutzt werden kann. Und, um die geflohene christliche Bevölkerung zu ermutigen, in ihr Dorf zurückzukehren.

Unterhalb der Ruine der Kreuzritter­festung «Crac des chevaliers» lebten im Dorf Haret Assaraya bis vor dem Krieg zahlreiche christliche Bauernfamilien. Das Dorf wurde im Syrienkrieg massiv zerstört und 20 000 Bewohnerinnen und Bewohner, sowohl Christen wie Muslime, flohen zu Verwandten in die umliegenden Täler oder ins Ausland.

Kirche und Pfarrhaus neu aufgebaut

Die melkitische griechisch-katholische Kirche konnte die Kirche und das Pfarrhaus mit der Hilfe des Hilfswerks «Kirche in Not» wieder aufbauen, aber die christliche Bevölkerung wagt es immer noch nicht, wieder ins Dorf zurückzukehren. Der Erzbischof von Lattaquieh, Msgr. Georges Khawam, bittet nun den Schweizerischen Heiligland-Verein, ihm zu helfen, das neu gebaute Begegnungszentrum der Kirche so einzurichten, dass es für Versammlungen und Treffen genutzt werden kann.

Jugendgruppen möchten die kirchlichen Gebäude für Begegnungen ab sofort nutzen. Anfang September will eine Frauengruppe dort ein regionales mehrtägiges Treffen veranstalten. Es braucht Betten für die elf Zweierzimmer sowie Tische, Stühle und Geräte für den Gemeinschaftsraum. Die Möbel sollen in örtlichen Schreinereien hergestellt werden.

 

Das Dorf Haret Assaraya liegt unterhalb der Kreuzfahrerfestung «Crac des chevaliers».

 

Nachfahren der Kreuzritter

Neben dem ursprünglich christlichen Dorf Haret Assaraya hatten sich Mitte des 20. Jahrhunderts turkmenische Farmer auf dem gegenüberliegenden Hügel niedergelassen. Sie unterscheiden sich durch ihren muslimischen Glauben, ihre Sprache und ihre Sitten wesentlich von den griechisch-katholischen und griechisch-orthodoxen Hirtenbauern. Die christliche Bevölkerung sind Nachfahren der Kreuzritter, die im 12. Jahrhundert die Festung unterhielten. Das lässt sich nur schon an ihren hellen blauen Augen, den rötlichen Haaren und den grossgewachsenen Männern erkennen.

 

 

Die Christinnen und Christen sind gutmütige, gastfreundliche und friedliche Leute, die in einfachen Verhältnissen leben. Lange Zeit waren sie abgeschnitten von den modernen Entwicklungen in der Bezirkshauptstadt Homs. Vor über fünfzig Jahren liessen sich viele Bewohnerinnen und Bewohner zu einer Auswanderung in die Vereinigten Staaten überreden. In Allentown und Houston liessen sie sich als Siedler nieder.

Feindliche Übergriffe auf Christen

Beim Aufflammen der Kämpfe im 2011 schlugen sich die nun in der Überzahl befindlichen Muslime auf die Seite der regierungsfeindlichen Aufständischen. Ausländische Kämpfer kamen nach Haret Assaraya und übernahmen die Kontrolle über das Dorf. Sie errichteten Kontrollposten und überwachten, wer aus dem Dorf oder ins Dorf wollte. Anti­christliche Gefühle wurden geschürt und es gab mehr und mehr Übergriffe auf die christliche Minderheit.

 

Haret Assaraya wurde 2015 grösstenteils von der syrischen Armee zerstört. Mit Hilfe des kirchlichen Hilfswerks «Kirche in Not» konnte die Kirche und das Pfarrhaus neu aufgebaut werden. Nun soll über weiteren neu errichteten Gebäuden ein kirchliches Begegnungszentrum eingerichtet werden.

 

Die beiden melkitischen Priester wurden in einem vorgetäuschten Prozess wegen angeblicher Kontakte zu den feindlichen Regierungstruppen angeklagt und durften schliesslich nicht mehr in ihrer Pfarrei tätig sein. Das Dorf wurde verbar­rikadiert. Die Mudschaheddin erliessen Kleiderregeln und verboten Kontakte zu Nachbarn. Diese Situation dauerte fast vier Jahre.

2015 forderte die Regierungsarmee die Falangisten auf, die Waffen niederzulegen und sich zu ergeben. Nach deren Weigerung wurde die Region angegriffen. Die Häuser wurden zerstört, geplündert und angezündet. Hunderte von Personen wurden getötet, viele wurden gefangengenommen. Die jungen Leute flohen in die Ebene. Sie liessen alles zurück. Haret Assaraya wurde zur Geisterstadt. In den westlichen Medien blieb diese Tragödie unerwähnt.

Kirchliche Initiative, damit die Menschen zurückkehren

Die Zeit nach dem Angriff war ebenso hart. Kaum bewohnbare Häuser, wenig kultivierbares Land. Geringe Zukunftsaussichten für die Familien, keine Arbeit für die Jugend. Die Familien wurden auseinandergerissen, in die Vereinigten Staaten oder nach Europa auszuwandern schien vielen die einzige Möglichkeit, um zu überleben.

Zahlreiche Menschen wurden abhängig von der humanitären Hilfe der UN, die periodisch durchkam. Aus den noch umkämpften Landesteilen kamen viele Binnenflüchtlinge in die Region. Am Dorfeingang unterhält die syrische Armee noch immer einen Kontrollposten. Die christliche Bevölkerung wagt es weiterhin nicht, in ihre Häuser und auf ihre Weiden zurückzukehren.

 

 

Ihnen will das melkitische Erzbistum beim Aufbau einer neuen Existenz helfen und sie ermutigen, zurückzukehren. Auf dem Land, das der Kirche gehört, wurden 15 Geschäfte errichtet, die zu günstigen Bedingungen gemietet werden können. Über den Geschäften wurden helle Gemeinschafträume erbaut. Damit diese nun für Gruppenaktivitäten, Treffen und Lager genutzt werden können, müssen sie mit dem Nötigsten möbliert werden. Die Einrichtungskosten sind mit knapp USD 12 000 veranschlagt. Danke für Ihre Mithilfe!

Hans Rahm

Eine erfolgreiche Initiative in Aleppo

«Jetzt kann ich selbst einen Busfahrplan lesen»

 

Dank der Alphabetisierungskampagne lernen Jugendliche, die während des Krieges keine Schule besuchen konnten, lesen und schreiben.

 

Vor zwei Jahren lancierten wir zusammen mit unserem italienischen Partner «Pro Terra Sancta» eine grosse Spendenaktion für das Projekt «Ein Name – eine Zukunft». Das Projekt setzt sich für Kinder und ihre Mütter im immer noch stark zerstörten Ostteil von Aleppo ein. Annalisa Greco berichtet, wie die Hilfe des Schweizerischen Heiligland-Vereins eingesetzt werden konnte.

Im Osten Aleppos, in den Gebieten Al Shaar und Karm Al Duddou, wurden zwei Betreuungszentren für Kinder eingerichtet, die zu Waisen wurden oder von Frauen geboren wurden, die während der Kontrolle des Gebiets durch dschihadistische Milizen vergewaltigt und missbraucht wurden. Nach der Befreiung von Aleppo wurden viele dieser Frauen von ihren Familien verstossen und ihre Kinder, um einen Skandal zu vermeiden, nicht beim Standesamt angemeldet. Trotz ihrer Armut, ihres prekären psychischen Zustands und ihrer sozialen Isolation erhalten diese Frauen und ihre Kinder, die als Kinder der Sünde angesehen werden, keinerlei Unterstützung vom Staat. Sie sind ausgegrenzt und benötigen nebst Nahrungsmitteln auch psychologische und soziale Unterstützung. An sie richten sich die Angebote in den neu eingerichteten Betreuungszentren.

 

Ein Name – eine Zukunft. Pro Terra Sancta.

 

Hier erhalten sie Hilfe zur rechtlichen Rehabilitierung sowie Unterstützung, damit ihre Kinder in das öffentliche Schulsystem integriert werden können.2021 besuchten mehr als 3000 Kinder die Zentren und rund 350 Frauen wurden beraten. Die Zahl der Hilfe suchenden nimmt jedoch weiter zu. Das Ziel für 2022 ist daher die Eröffnung eines dritten Zentrums in Ost-Aleppo, um eine noch grössere Anzahl von Kindern und Müttern erreichen zu können.

 

In zwei Beratungszentren werden Kinder psychologisch und pädagogisch betreut.

 

Angebote in den Betreuungszentren

Auch dank der Unterstützung des Schweizerischen Heiligland-Vereins konnten in den beiden Zentren Kinder und Mütter psychologisch und pädagogisch betreut werden. Ausserdem konnten eine Alphabetisierungskampagne,  Schulwiedereingliederungskurse und Arabischunterricht für Kinder durchgeführt werden.

Amira 10 Jahre alt
Nach einer langen Krankheit ihres Bruders, der ein Jahr älter ist als sie, begann Amira 
unter chronischen Angstzuständen zu leiden, die von häufigen Panikattacken und an­hal­tenden Weinkrämpfen begleitet waren. Als das Mädchen in unser Zentrum eintrat, litt es unter Schwindel, war unfähig seine Gefühle auszudrücken und sprach mit niemandem ausserhalb ihrer Familie. Nach sechs Monaten Sitzungen mit Psychologen und der Teilnahme an unseren Aktivitäten wird Amira nicht mehr von negativen Gedanken gequält und ist in der Lage, ihre Gefühle und Bedürfnisse aus­zudrücken.

 

Manal 45 Jahre alt, 
Mutter von neun Kindern
Als Manal in unser Zentrum aufgenommen wurde, konnte sie nicht einmal einen Stift halten und behauptete: «Ich bin zu alt, um etwas zu lernen.» Trotzdem beschloss Manal, einen Alphabetisierungskurs zu besuchen. Sie übte täglich zusammen mit anderen Frauen und nach einem Jahr konnte sie lesen und schreiben. Jetzt beginnt für sie ein neues Leben, da sie nun ihre Kinder beim Haus­aufgaben machen unterstützen kann. Unter Tränen berichtet sie uns, dass sie 
zum ersten Mal einen Bus nehmen konnte, ohne Passanten um Hilfe bitten zu müssen.

 

Shahd 20 Jahre alt
Aufgrund des Krieges musste Shahd in der vierten Klasse die Schule abbrechen und hatte dadurch nicht einmal die Mindest­kompetenzen im Rechnen, Schreiben und Lesen erreicht. Durch den Besuch unseres Zentrums schaffte sie den Alphabetisierungsnachweis und konnte wieder den 
regulären Schulunterricht besuchen. 
Heute geht sie in die High School und wird in einem Jahr ihren Abschluss machen.

 

Annalisa Greco

Wie der Sozialdienst der Diözese Bosra hilft

Bischof Elias Al-Debei berichtet über die Lebenssituation der Menschen in seiner Diözese in Südsyrien und erklärt, warum viele Menschen, die an ihre Herkunftsorte zurückgekehrt sind, vor grossen Herausforderungen stehen. Und er blickt zurück, wie alten Menschen durch unser Projekt «Altersarmut Syrien» geholfen werden konnte.

In Syrien leben heute sieben Millionen Binnenflüchtlinge, die grösste Anzahl weltweit – die meisten von ihnen in unzureichenden Unterkünften und Lagern mit begrenztem Zugang zu fliessendem Wasser und Strom. Die Menschen, die an ihre zerstörten Herkunftsorte zurückgekehrt sind, stehen dort vor grossen 
Herausforderungen, um zu überleben. 9,2 Millionen Menschen sind im Jahr 2021 in Syrien nach dem HNO-Standard der UNO in ihrer Existenz gefährdet. Am meisten gefährdet sind alte Menschen ohne familiäre Unterstützung, Haushalte mit einem weiblichen Haushaltsvorstand sowie Menschen mit Beeinträchtigung und Kinder.

 

Sozialarbeiter Rawad Khlaf vom Sozialdienst
der Diözese besucht drei Begünstigte zu Hause und überreicht eine Geldspende.

 

Rasmieh Moufleh
Al-Bathoush Rasmieh ist 80 Jahre alt und lebt im Dorf Khebab im Bezirk Daraa. Sie ist alleinstehend und unverheiratet und wohnt allein im Haus ihrer Eltern. Da sie kein Einkommen hat, ist sie auf die Hilfe ihrer Neffen und Nichten angewiesen. Diese versuchen sie mit Lebensmitteln und medizi­nischen Hilfsmitteln zu versorgen, doch ihre Möglichkeiten sind beschränkt, vor allem was den Kauf von Medikamenten angeht. Dank der Hilfe des Heiligland-­Vereins konnte Rasmieh ihre Herzmedikamente im vergangenen Jahr bezahlen.

 

Folgen der Verarmung nehmen 
dramatisch zu
Kinderarbeit und Kinderheirat nehmen als Folge von Verarmung dramatisch zu. Mit schätzungsweise 12 Millionen Menschen, die von extremer Ernährungsunsicherheit betroffen sind, wird Syrien bis Mitte 2022 zu den zehn Ländern mit der grössten Ernährungsunsicherheit weltweit gehören. Eines der dringendsten Probleme im Land ist der Mangel 
an ausgebildeten Fachkräften, die für die Aufrechterhaltung grundlegender Gesundheitsdienste oder den Betrieb von Trinkwasserversorgungssystemen erforderlich sind. Die Stromversorgung beträgt nur noch 15 Prozent des Stands vor Kriegsausbruch im Jahr 2011. 70 Prozent der Abwässer werden unbehandelt abgeleitet, und mindestens die Hälfte der Abwassersysteme sind nicht funktionsfähig. Durch Wasser übertragene Krankheiten nehmen ständig zu.

 

 

Thouniah Thahra Al-Najem
Thouniah ist 86 Jahre alt und wohnt im Dorf Khebab im Bezirk Daraa. Sie ist seit 15 Jahren verwitwet. Sie lebt in einem einfachen, ärmlichen Haus mit ihrem einzigen Sohn, der sich um sie kümmert und versucht, ihre Ernährung und medizinische Versorgung sicherzustellen. Sie leidet unter chronischen Schmerzen in den Beinen, unter Diabetes, Herzkrankheiten und einem zu hohen Cholesterinspiegel. Thouniah hat drei verheiratete Söhne und drei verheiratete Töchter, die sie regelmässig besuchen. Auch Thouniah konnte dank der Spende des Heiligland-Vereins 2021 einen Teil ihrer Medikamente bezahlen.

 

Die Situation in der Diözese Bosra
Die Diözese Bosra, Hauran und Jabal 
al-Arab unterstützt, wie alle anderen christlichen Religionsgemeinschaften in Syrien, objektiv und neutral die Bemühungen der syrischen Regierung, damit die ungerechten internationalen Sanktionen, die gegen das syrische Volk verhängt wurden, aufgehoben werden. Die christliche syrische Bevölkerung aller Konfessionen in unserer Diözese hat in den zurückliegenden zehn Jahren immer das Recht gehabt, ihre politischen, nationalen und religiösen Aktivitäten, ohne jegliche Diskriminierung auszuüben.

Genügend Nahrungsmittel – 
zu wenig Geld
Im allgemeinen haben die Menschen in unserer Region in Südsyrien Zugang zu Grundnahrungsmitteln und Hygieneartikeln, die sie auf den lokalen Märkten kaufen können. Einige Medikamente und medizinische Geräte sind dort nicht erhältlich, sodass die Menschen dafür nach Damaskus fahren müssen. Obwohl ausreichend Lebensmittel und Hygieneartikel vorhanden sind, ist die Mehrheit der Bevölkerung allerdings nicht in der Lage, die benötigten Artikel zu kaufen, da das Geld fehlt. Die Preise für Artikel des täglichen Bedarfs sowie für Medikamente sind 29-mal höher als vor dem Krieg. Um Geld zu sparen, schränken viele Menschen ihre Ernährung ein oder verzichten auf die Einnahme lebenswichtiger Medikamente oder notwen-diger medizinischer Eingriffe.

 

 

Lateef Ejaj Al-Ekkeh
Lateef ist 88 Jahre alt und lebt in Khebab im Bezirk Daraa. Er ist seit zehn Jahren Witwer und wohnt in einem sehr einfachen Haus in seinem Dorf. Er hat zwölf Kinder, die ihr Bestes tun, um für ihren Vater zu sorgen. Allerdings leiden auch sie unter den grossen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, sodass sie kaum den Bedarf ihrer eigenen Familien sichern können. Dank der Spende des Heiligland-Vereins konnte Lateef im vergangenen Jahr seine Nahrungsmittel selbst bezahlen.

 

Spenden, die ankommen
In unserer Diözese leben zahlreiche Haushalte unter der Armutsgrenze und sind auf jede Art von Hilfe angewiesen. Unser Sozialdienst klärt ab, wer Hilfe 
benötigt und garantiert, dass Ihre Hilfe 
 bei den notleidenden Menschen ankommt. Wir danken Ihnen für Ihre grosszügige Unterstützung.

Diesen Menschen konnte geholfen werden
200 alte Menschen in der Erzdiözese Bosra konnten von der Spendenaktion des Schweizerischen Heiligland-Vereins im Herbst 2020 profitieren. 14 000’000 SYP bzw. 3500 Euro konnte unser So-zialdienst an Notleidende verteilen. Die Unterstützung erfolgte in Form von Bargeld. Die Begünstigten konnten so frei entscheiden und das Geld für ihre Bedürfnisse ausgeben.

Bischof Elias Al-Debei, Bosra in Syrien

Spendenvermerk: Sozialhilfe Diözese Bosra

 

 

Wie der kirchliche Sozialdienst Familien in Aleppo hilft

Auch fünf Jahre nach dem Abzug der Rebellentruppen aus dem grösstenteils zerstörten Ostteil der Stadt Aleppo ist das Leben weit entfernt von Normalität. Zahlreiche Familien leiden unter den dramatischen Folgen des Krieges und der wirtschaftlichen Krise. Aida Chelhot, eine Mitarbeiterin der melkitisch-katholischen Erzdiözese, stellt drei Familienschicksale vor.

 

Die Familie von Antoine Kassis lebt nach Sonnenuntergang im Dunkeln, weil sie den Strom nicht bezahlen kann.
Die Familie von Antoine Kassis lebt nach Sonnenuntergang im Dunkeln, weil sie den Strom nicht bezahlen kann.

 

Familie Kassis

Antoine Kassis lebt mit seiner Frau Takla und seinen beiden Söhnen Elie (15) und Jean (8) in einem bescheidenen Haus. Antoine, der durch einen Unfall einen Arm verloren hat, arbeitet in einem Geschäft für Autozubehör, Takla kümmert sich um den Haushalt und die Erziehung der beiden Buben. Trotz verschiedener Versuche gelang es Antoine bisher nicht, eine besser bezahlte Arbeit zu finden. Um Miete oder Medikamente weiter bezahlen zu können, war er gezwungen, bei seinem Arbeitgeber ein Darlehen aufzunehmen. Er erzählt: «Wir können die anfallenden Kosten nicht bezahlen. Um den finanziellen Druck zu reduzieren, habe ich die Glühbirnen in unserem Haus entfernt.» Nun lebt die Familie nach Sonnenuntergang im Dunkeln. Der 15-jährige Elie musste von einer Privatschule an eine kostenlose, öffentliche Schule wechseln, wo das schulische Niveau tiefer ist. Er wurde mehrmals von Schulkameraden verprügelt und möchte die Schule nun vorzeitig ver­lassen. Auch Jean muss, wenn die Schul­gebühren in der Privatschule weiter steigen, an die öffentliche Schule wechseln, da die Familie schon jetzt das Schulgeld fast nicht bezahlen kann. Die Kieferkorrektur für eine Fehlstellung von Elies Zähnen belastet das Familienbudget zusätzlich. Dank eines monatlichen Unterstützungsbetrags und Lebensmittelgutscheinen vom kirchlichen Sozialdienst kommt die christliche Familie einigermassen über die Runden.

 

Nach dem Tod seiner Frau Taline sorgt Sabri Abiad allein für seine drei Kinder.
Nach dem Tod seiner Frau Taline sorgt Sabri Abiad allein für seine drei Kinder.

 

Familie Abiad

Das Haus von Sabri Abiad in der Altstadt von Aleppo wurde im Krieg komplett zerstört. Die Familie war gezwungen, in ein vermeintlich sicheres Gebiet um­zuziehen, das aber bald an der Demarkationslinie zum besetzten Ostteil der Stadt lag. So musste die Familie erneut umziehen. In dieser Zeit starb seine Frau Taline, die Sabri mit ihren drei gemeinsamen Kindern Leila (14), Marita (11) und Abdallah (10) allein zurückliess. Nun kümmert sich Sabris Vater Abdallah um die Kinder und den Haushalt, während er als Coiffeur das Einkommen für die Familie verdient. Die Mädchen besuchen die nahe staatliche Schule. Auch der zehnjährige Abdallah wird auf das neue Schuljahr von der Privatschule an die staatliche Schule wechseln. Die Kinder verbringen ihre Nachmittage mit Lernen und Aktivitäten in der Kirch­gemeinde. Grossvater Abdallah, von Beruf Maler, musste seine Arbeit wegen der giftigen Farbdämpfe aufgeben und benötigt ein Sauerstoffgerät, das er sich jedoch nicht leisten kann. Die Familie von Sabri erhält vom Sozialdienst einen monatlichen Geldbetrag und regelmässig Lebensmittelgutscheine, um die nötigsten Ausgaben zu bestreiten. «Nur dank der Hilfe der Kirche können wir überleben. Ein Ende des Tunnels sehe ich nicht.» meint Sabri.

 

Vor dem Krieg verdiente Fadi Fattal gut. Heute kann seine Familie nur dank der Hilfe der Kirche überleben.
Vor dem Krieg verdiente Fadi Fattal gut. Heute kann seine Familie nur dank der Hilfe der Kirche überleben.

 

Familie Fattal

Vor dem Krieg arbeitete Fadi Fattal bei einem internationalen Textilunternehmen. Er kaufte und wartete Stickereimaschinen. Er verdiente als leitender Angestellter gut und unternahm für seine qualifizierte Arbeit Reisen ins Ausland. Während des Krieges wurde sein Vater von einer Granate getötet. Die Familie musste ihr Haus im von Rebellen kontrollierten Teil der Stadt verlassen. Die sechsköpfige Familie wohnte notdürftig in einem kleinen Haus an der Demarkationslinie und wurde von Nachbarn und Verwandten unterstützt. Dem Stellungsbefehl der Armee während des Krieges kam Fadi nicht nach, was bedeutete, dass er sich verstecken musste. Nach dem Krieg reiste Fadi mit seiner Familie nach Argentinien, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. Doch dieser Neustart erwies sich als grosse Enttäuschung. Unterstützt von dem kirchlichen Projekt «Aleppo wartet auf dich» konnte die Familie nach Syrien zurückkehren. Heute führt Fadi einen Kaffeeladen, dank eines Kredits einer gemeinnützigen Organisation. Seine Töchter besuchen die öffentliche Schule und nehmen an kostenlosen Englischkursen der Kirche teil. Ausserdem sind sie bei den Pfadfinderinnen und im Religionsunterricht angemeldet. Sohn Georges leidet an einer chronischen Darm­erkrankung und ist auf medizinische Hilfe angewiesen. Die Familie erhält einen monatlichen Geldbetrag und Lebensmittelgutscheine vom kirchlichen Sozialdienst. Fadi sagt: «Ich hoffe auf zusätzliche Verdienstmöglichkeit, um meiner Familie ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.»

Aida Chelhot, Aleppo

Spendenvermerk: Sozialarbeit gegen Familienarmut

 

 

Alte Menschen sind am verwundbarsten

In einem für den Schweizerischen Heiligland-Verein erstellten Armutsreport berichtet der Sozialdienst der Erzdiözese Bosra, Hauran und Jabal al-Arab in Südsyrien über die dramatische Verschlechterung der wirtschaftlichen und sozialen Situation im Land. Insbesondere alte Menschen sind von dieser Krise betroffen. Wir dokumentieren einen Auszug.

 

Heiligland-Verein - Jeder vierte ältere Mensch hat nicht genug zu essen. Kühlschrank, fast leer, nur wenig Gemüse darin.
Jeder vierte ältere Mensch hat nicht genug zu essen.

 

Der Syrienkonflikt geht ins zehnte Jahr und wirkt sich weiterhin negativ auf die ohnehin schon schwierige wirtschaftliche und soziale Lage im Land aus. Viele Menschen in unserer Diözese berichten, dass sie nicht in der Lage sind, ausreichend für ihre Familien zu sorgen. Sie versuchen zu überleben, indem sie beim Essen sparen, Wertsachen oder Grundstücke verkaufen oder Schulden anhäufen.

Corona-Pandemie treibt die Krise an

Der Ausbruch der COVID-19-Pandemie hat die schwere Wirtschaftskrise mit einer dramatischen Abwertung des syrischen Pfunds, einer galoppierenden Inflation und Spitzenwerten bei der Arbeitslosigkeit und Armut noch weiter verschärft. Korruption, schlechte Regierungsführung und unzureichende finanzielle Mittel verunmöglichen jegliche Hilfe für die Schwächsten der Gesellschaft.

Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung lebt in Syrien unter der Armutsgrenze. Die UNO warnt in einem Bericht im Juni 2020 vor einer beispiellosen Nahrungsmittelkrise. Sie schätzt die Zahl der im kommenden Winter auf Hilfe angewiesenen Menschen auf drei Millionen. Vor dem Krieg waren traditionell Ehemänner oder Söhne die Haupternährer der Familien. Viele von ihnen wurden seither getötet, verletzt oder zur Flucht ins Ausland gezwungen.

Alte Menschen sind am verletzlichsten

Alte Menschen gehören zur verletzlichsten und am stärksten gefährdeten Gruppe in der syrischen Gesellschaft. Die Zahl der über 60-Jährigen wird auf 5,8 Prozent geschätzt. Ältere Menschen sind verletzlicher, weil die meisten von ihnen nicht fliehen können. Inzwischen sind rund eine Million Menschen wieder zurückgekehrt, doch noch immer leben sechs Millionen als intern Vertriebene in den verschiedenen Regionen des Landes. Fehlende Arbeitsmöglichkeiten und Einkünfte erschweren das Zurückkehren. Für den Wiederaufbau oder die Reparatur ihrer Häuser und Wohnungen fehlen die Mittel. Gleichwohl leben viele ältere Menschen wieder «zu Hause». Doch sie leben oft allein, fühlen sich isoliert, leiden unter dem Verlust von Beziehungen, von eingeschränkter Mobilität oder einem mangelhaften Zugang zur Grundversorgung.

 

Heiligland-Verein - Armutsbetroffene in Syrien sind ältere Menschen.
Oft bleiben ältere Menschen allein und isoliert zurück.

 

All das verstärkt ihre Gefühle von Depression und Alleingelassensein. Von staatlicher Seite können sie keine Hilfe erwarten. Jeder vierte ältere Mensch hat nicht genug zu essen, wobei die Hälfte von ihnen mangelnde Einkünfte als Grund dafür angeben. Tatsächlich müssen sich viele alte Menschen Geld leihen, um über die Runden zu kommen. Früher haben sich sehr oft die Töchter oder Schwiegertöchter um die älteren Familienmitglieder gekümmert. Heute tragen viele der älteren Menschen, obwohl die überwiegende Mehrheit von ihnen auf fremde Hilfe angewiesen ist, Verantwortung für Enkel, für behinderte Kinder oder Familienangehörige.

 

Heiligland-Verein - Armutsbetroffene in Syrien sind ältere Menschen.
Die Wohnsituation vieler älterer Menschen ist prekär.

 

Krankheit im Alter

Die meisten älteren Syrerinnen und Syrer leiden unter chronischen Erkrankungen. Die häufigsten sind: Bluthochdruck, Diabetes, Herzkrankheiten und in geringerem Umfang auch Arthritis, Verletzungen, Knochen- und Gelenkerkrankungen, Rückenschmerzen, Gehbehinderungen und Verlust der Sehkraft. Die Armutsbetroffenen sind auf medizinische Hilfe von Familienmitgliedern, lokalen Wohltätigkeitsorganisationen, Kirchen, Moscheen, von Freunden oder von Nachbarn angewiesen.

Die Auswirkungen von Krieg und Vertreibung haben einen verheerenden Einfluss auf das psychosoziale Wohl-befinden von alten Menschen, die ohne fremde Unterstützung ihre Lage nicht mehr bewältigen können und sich zunehmend allein gelassen fühlen.

Sozialdienst Bosra, Hauran und Jabal al-Arab

 

Spendenvermerk: Altersarmut in Syrien

Armut macht krank

Sechs Schicksale von alten Menschen aus Aleppo und Damaskus

 

Armut mach krank. Sechs Schicksale von alten Menschen aus Aleppo und Damaskus
Leïla ist auf die Unterstützung durch den kirchlichen Sozialdienst angewiesen.

 

Leïla ist 67 Jahre alt. Sie lebt allein in ihrem Haus in Al-Midan, das sie während des Krieges verlassen musste. Nach der Befreiung von Aleppo 2016 kehrte sie in ihr Haus zurück. Ihr Sohn verliess Syrien, um sein Studium im Ausland abzuschliessen. Ihre Tochter wurde Nonne in einem Kloster im Libanon. Leïla kämpft allein gegen die Widrigkeiten des Lebens. Sie leidet an Gicht und unter quälenden Knieschmerzen und kann sich kaum bewegen. Eine Knieoperation ist wegen der hohen OP-Kosten für sie nicht bezahlbar. Darüber hinaus ist sie an Diabetes erkrankt und hat Bluthochdruck.

Die meiste Zeit verbringt sie auf ihrem Balkon, um ihre Krankheit und den Stress des Alleinseins zu vergessen. Sie hat keinen Kontakt zu ihren Nachbarn. Nur ihr Neffe besucht sie gelegentlich. Einmal im Monat verlässt sie ihr Haus, um den Unterstützungsbeitrag entgegenzunehmen, den ihr der kirchliche Sozialdienst auszahlt und mit dem sie Medikamente und Lebensmittel kaufen kann. Leïla hat Angst davor allein zu sterben, und sie befürchtet, dass ihr Tod erst nach vielen Tagen entdeckt wird.

 

Kawkab lebt bei ihren beiden Enkelinnen, die für sie sorgen.

 

Kawkab ist 90 Jahre alt. Sie hat ihr ganzes Leben lang für ihre Familie gesorgt und hart gearbeitet, um für das Alter Geld anzusparen. Doch die Lebens-umstände haben sich gegen sie gewendet: Sie hat ihre Tochter und ihren Schwiegersohn während des Krieges verloren. Ihr Sohn hat sie verlassen, nachdem er sie um ihre Ersparnisse betrogen und ihr Haus auf seinen Namen umgeschrieben hatte. Heute lebt sie bei den beiden Töchtern ihrer verstorbenen Tochter. Kawkab leidet an einer Augenentzündung, unter Bluthochdruck und an Herzschwäche. Konnte sie sich früher noch Medikamente leisten, nimmt sie diese heute nur noch im Notfall.

Sie verbringt den ganzen Tag allein zu Hause, weil ihre Enkeltöchter wegen ihres Studiums und wegen ihrer Arbeit nicht zu Hause sein können. Kawkab möchte in ein Altersheim ziehen, damit sie ihren Enkelinnen nicht mehr zur Last fällt. Doch die Enkelinnen sorgen gut für ihre Grossmutter und beschweren sich nicht über ihre Anwesenheit. Kawkab erhält eine Witwenrente in Höhe von monatlich 18 000 syrischen Pfund, das sind etwa 75 Franken. Dieses Geld gibt sie ihrer älteren Enkelin für den Haushalt und für den Kauf von Medikamenten.

 

Marlène hat seit dem Beginn des Bürgerkriegs keine neuen Kleider mehr gekauft.

 

Marlène ist 70 Jahre alt. Sie lebt in Al-Hamidiye, einem Arbeiterviertel von Aleppo, das während des Krieges an das Rebellengebiet angrenzte. In dieser Zeit war ihr Balkon öfters dem Beschuss von Rebellengruppen ausgesetzt. Sie konnte ihr Haus fast nie verlassen, das wiederholt Granatfeuer ausgesetzt war und zum Teil zerstört wurde. Marlène verbringt ihren Tag mit Putzen und Aufräumen. Sie geht einmal pro Woche einkaufen und legt weite Strecken zurück, um Lebensmittel zu einem günstigen Preis kaufen zu können. Der Alltag ist für die alte Frau kräftezehrend. Sie leidet an Schilddrüsendysfunktion, Bluthochdruck, Diabetes und Asthma. Vor einem Jahr wurde sie an der Wirbelsäule operiert.

Zu all diesen Belastungen kommt dazu, dass sie für ihren 41-jährigen Sohn sorgen muss, der bei ihr zu Hause lebt. Ihr Sohn ist an Multipler Sklerose erkrankt und kann sich ohne fremde Hilfe nicht mehr bewegen. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters ist Marlène gezwungen, immer noch die Rolle der Mutter ein-zunehmen, sich um seine Pflege zu kümmern und ihm seine Medikamente
bereit zu machen. In dringenden Fällen bittet sie eine Freundin, sie in ein staatliches Krankenhaus zu begleiten, da die privaten Krankenhäuser für sie zu teuer sind. Sie hat keine Angst vor dem Tod, befürchtet aber, dass sich niemand um ihre Beerdigung kümmert, wenn sie gestorben ist.

Marlène ist auf die monatlichen Einnahmen aus der Vermietung eines kleinen Ladens ihres verstorbenen Ehemannes in Höhe von 25 000 syrischen Pfund, etwas über 100 Franken, angewiesen und auf die Unterstützung durch den kirchlichen Sozialdienst. Marlène betont, dass sie sich seit Beginn des Kriegs im Jahr 2011 keine neuen Kleider mehr gekauft hat. Aber sie ist dankbar dafür, dass sie zu Hause leben kann und dass sie jemanden hat, der sich im Notfall um sie und ihren Sohn kümmert.

 

Pfarrer Anthony Khoury besucht die Familie von Nezha.

 

Nezha ist 86 Jahre alt und Mutter von Milia und Samer. Samer leidet seit einem tätlichen Angriff vor 30 Jahren an Epilepsie und ist arbeitsunfähig. Ihre Tochter Milia arbeitet in einer Nähschule und verdient im Monat rund 30 Franken. Das Geld reicht jedoch nirgendwohin, sodass sie bei sich am Essen spart. Milia hat Angst, dass ihre Mutter oder ihr Bruder medizinische Hilfe benötigen könnten, denn sie haben beide keine Krankenversicherung.

 

Dunia krank in ihrem Bett

 

Dunia ist 83 Jahre alt und Mutter von vier Kindern. Zwei Söhne sind im Bürgerkrieg gefallen. Ein Sohn lebt in den Niederlanden. Die Tochter ist in Syrien verheiratet. Dunia ist finanziell von ihrem Sohn, der in den Niederlanden arbeitet, abhängig. Er schickt ihr alle sechs Monate 300 Euro. Dieser Betrag reicht jedoch nicht aus, um die Miete für das Haus sowie Medikamente und einen möglichen Krankenhausaufenthalt zu bezahlen. Dunia leidet an einer Herzkrankheit, weshalb sie immer wieder medizinische Hilfe benötigt.

 

Najat und ihre Nichte Elisabetha

 

Najat ist 70 Jahre alt. Ihr Sohn ist als Soldat in der syrischen Armee im Bür-ger-krieg gefallen. Seit 20 Jahren ist sie verwitwet. Ihr Ehemann arbeitete als Taxifahrer. Sie bekommt keine Rente und lebt bei ihrer Schwester Samar, die sich um sie kümmert. Ohne die monatliche Unterstützung des kirchlichen Sozialdienstes käme sie nicht über die Runden und könnte sich keine Medikamente leisten.

Die Mitarbeitenden bei den kirchlichen Sozialdiensten sind Tag für Tag im Einsatz. Unermüdlich besuchen sie Familien und alleinstehende Frauen und Männer, hören zu, klären ab, helfen und organisieren. Vor allem für die älteren Menschen sind sie ein Lichtblick, denn sie bringen ihnen zurück, was in den langen Kriegsjahren gelitten hat: Anteilnahme und Nächstenliebe.

Jede Spende kommt diesen Sozialdiensten zugute. Danke für Ihre Unterstützung.

 

Spendenvermerk: Altersarmut Syrien

 

Papierlosen Kindern in Aleppo helfen

„Ein Name – eine Zukunft“ heisst das Projekt für Kinder in Aleppo, die ohne Identität und ohne Zugang zu einer öffentlichen Grundversorgung und dem Bildungssystem in Aleppo auf der Strasse leben. Ein Zeichen der Hoffnung für über 2000 Kinder, von denen viele von Opfern von Vergewaltigungen und Missbrauch geboren wurden, die von dschihadistischen Rebellen begangen wurden.

Als die Dschihadisten Ende 2016 nach vier Jahren Krieg die Altstadt von Aleppo verliessen, blieben etwa 3000 Kinder und Jugendliche und ihre Mütter zurück. Wie in so vielen anderen Gebieten in Syrien und im Irak, die vom IS besetzt waren und wieder verlassen werden mussten, blieben die Kinder und Frauen, die Verbindungen zur Miliz hatten, sich selbst überlassen. Heute leben sie im Osten der Stadt, der immer noch grösstenteils zerstört ist, in notdürftigen Unterkünften.

Ohne Registrierung kein Zugang zur Grundversorgung

„Die erste Hilfe, die wir für diesen Kinder geben, ist ihre Anmeldung bei den Behörden. Bisher konnten wir 25 namenlose Kinder staatlich registrieren und ihnen damit eine Identität geben. Der Prozess geht sehr langsam voran, weil die Kinder befürchten von den staatlichen Sicherheitsstellen befragt zu werden“, erzählt Bruder Firas. Ohne diese Registrierung hätten die Kinder keinen Zugang zur Grundversorgung und zum Bildungssystem des Landes.

Bruder Firas ist ein syrischer Franziskanerpater aus Hama. 2004 wurde er zu einem Einsatz in die katholische Pfarrei in Aleppo geschickt. Von 2011 bis 2014 studierte er in Rom Bibeltheologie, bevor er nach Syrien zurückkehrte und während des Syrienkrieges an der Seite seiner Landsleute blieb. In diesem Jahr ist er Referent an unserer GV am 16. September in Fribourg.

Es gäbe Kinder, die seit Jahren nicht mehr zur Schule gingen, erzählt er. In bestimmten Gegenden gäbe es für sie nur den Koran – keine Mathematik, keinen Geschichtsunterricht, keine Geographie oder Kunsterziehung. „Deswegen versuchen wir nun in speziellen Kursen für diese Kinder die“ Bildungslücken zu schliessen. Wir unterstützen auch Jugendliche, die schwere körperliche Arbeit verrichten müssen oder unter Gewalt leiden. Wir bieten Physiotherapie für Menschen mit Beeinträchtigungen. Und wir arbeiten mit Psychologinnen und Psychotherapeutinnen zusammen.“

Bischof und Grossmufti von Aleppo als Schutzherren

Die Initiative „Ein Name – eine Zukunft“ wird unterstützt vom Bischof von Aleppo, Monsignore Abou Khazen, und dem Grossmufti von Aleppo, Mahmoud Akkam. „Das Ziel unseres Projektes,“ berichtet der Bischof, „ist das Vertrauen der Kinder in die Zukunft wiederherzustellen. Einige Kinder, die ich kennengelernt habe, waren so traumatisiert, dass sie nicht sprechen konnten. Nachdem wir sie in unserem Zentrum willkommen geheissen haben, haben sie das Vertrauen ins Leben zurückgewonnen, ihr Blick hat sich verändert, das Lächeln ist in ihre Gesichter zurückgekehrt. Für mich und meinen Freund, den Grossmufti, ist es eine grosse Freude zu sehen, wie diese Menschen wieder aufblühen. Es ist ein Versprechen auf eine Zukunft, wo der Horizont auf einmal hell aufleuchtet, der so lange schwarz und dunkel geblieben ist.“

Spendenvermerk: Phantomkinder von Aleppo

Hoffnung für traumatisierte Kinder

Der Krieg in Syrien ist noch lange nicht zu Ende. Sehr viele Kinder sind durch all die Erfahrungen von Gewalt und Zerstörung in ihren Orten, aber auch in ihren Familien, schwer traumatisiert. Ihnen will das Projekt der griechisch-katholisch melkitischen Kirche in Syrien, das der Schweizerische Heiligland-Verein mit seiner diesjährigen Herbstaktion unterstützt, helfen.

 

Unter anderem mit Musik und Zeichnen lernen 200 traumatisierte Kinder, ihre Gefühle auszudrücken und das Erlebte zu verarbeiten.

 

Nach sieben Jahren ist der Syrienkrieg weltweit einer der grössten humanitären Krisen mit schweren Menschenrechtsverletzungen. Kinder gehören dabei zu den Hauptleidtragenden des immer noch schwelenden Bürgerkriegs. Beinahe 6,8 Millionen Menschen sind von den Auswirkungen dieses Kriegs betroffen. 4,25 Millionen Menschen sind innerhalb des Landes von ihrem Zuhause vertrieben, darunter 3,1 Millionen Kinder. 30 000 Kinder wurden seit 2011 getötet. 6 Millionen Kinder in Syrien sind direkt oder indirekt Opfer von Gewalt, Entführung, Folter, Hunger, fehlender medizinischer Versorgung oder sexuellen Übergriffen.

Der Krieg trägt das Elend in jede Familie
Der Krieg tötet nicht nur Menschen und zerstört ganze Städte, seine Konsequenzen reichen weit in jede Familie, in jedes Kind, in jeden Erwachsenen hinein. So beobachten die Verantwortlichen der griechisch­katholisch melkitischen Kirche eine Zunahme der häuslichen Gewalt wegen sinkender Einkommen der Eltern, wegen sehr beengter Wohnverhältnisse, wo sich zum Teil mehrere Familien Wohnräume teilen müssen oder wegen zerstörter Infrastruktur. Kinder leben in äusserst prekären Verhältnissen, haben Angst vor ihren überforderten Eltern, werden vernachlässigt oder können die Schule nur unter schwierigen Bedingungen besuchen.

Schulen waren immer wieder Ziele gewaltsamer Angriffe oder wurden als Schutzschilde missbraucht. Von den 21 000 öffentlichen Schulen dienen über 240 Schulen als Notunterkünfte. Zahlreiche Schulen sind ganz oder teilweise zerstört, darunter auch viele Bildungs- und Berufsausbildungseinrichtungen. Die Schulen in den Städten sind überfüllt, kommen doch auch die Kinder aus den Vorstädten und die Kinder der intern Vertriebenen hier zu Schule. Der Unterricht erfolgt im Schichtbetrieb; morgens die Kinder aus der Region, danach die Flüchtlingskinder. Wobei lange nicht alle Flüchtlingskinder eine Schule besuchen, sei es, weil die Eltern sie aufgrund der instabilen Lage nicht zur Schule schicken wollen oder die Schulkosten (Bücher, Schuluniform usw.) nicht bezahlen können, sei es, weil sie arbeiten müssen.

Traumatisierten Kindern soll geholfen werden

Das vorliegende Projekt der melkitischen Kirche konzentriert sich auf die psychologische Behandlung von Kindern und Jugendlichen von 6 bis 18 Jahren in Privatschulen. Mit speziellen Filmen und durch Aktivitäten wie Malen, Zeichnen, Basteln, Puppentheater, Musik oder handwerklichen Tätigkeiten lernen die Kinder, ihre Gefühle auszudrücken und das Erlebte zu verarbeiten. In einem ersten Schritt werden 200 schwer traumatisierte Kinder in Damaskus ausgewählt: Kinder, die aus vertriebenen Familien stammen, die in sozial und gesundheitlich prekären Lebenssituationen leben: Kinder, die Angehörige verloren haben, Kinder, die aus Familien kommen, die allein von Frauen geführt werden; Kinder, die Opfer von körperlicher und psychischer Gewalt sind sowie Kinder, die an chronischen Krankheiten leiden. Ein äusserst kleiner Tropfen auf den sehr heissen Stein – aber immerhin ein Tropfen! Die Arbeit mit diesen Kindern wird genau verfolgt und überprüft. Verbessern sich die Lebensverhältnisse dieser Kinder? Können sie ihren Alltag besser meistern und sich gewaltfreier ausdrücken?
Gleichzeitig werden Lehrerinnen und Lehrer sowie Betreuende sensibilisiert und durch Fachleute geschult, damit sie Auffälligkeiten erkennen und entsprechend reagieren können.

Die Projektkosten für ein Schuljahr (8 Monate) werden mit rund 45 000 Franken veranschlagt. Darin enthalten sind Personal- und Administrationskosten, Ausbildungskosten für 25 Lehr- und Betreuungspersonen, Miete und Einrichtung, Computer- und Materialkosten, Transporte, Schulessen für die Kinder, Material für Therapiezwecke (Puppentheater, Zeichen- und Malutensilien, Bastelmaterial usw.). Pro Monat ergibt dies Gesamtkosten pro Kind in der Höhe von 30 Franken. Die Ausbildungskosten für eine Lehrperson liegen bei knapp 100 Franken, die Therapiekosten (Material, Essen) für ein Schuljahr pro Kind bei knapp 30 Franken.

Von Metropolit Nicolas Antiba unterstützt
Metropolit Nicolas Antiba aus Damaskus hat an der Generalversammlung 2018 des Schweizerischen Heiligland-Vereins in Aesch BL über die aktuelle Lebenssituation der Menschen und im speziellen über die der Christinnen und Christen berichtet. Er hat dem Schweizerischen Heiligland-Verein das vorliegende Projekt unterbreitet und bittet um Unterstützung: im Spenden, im Beten, im Wahrnehmen der Situation der Menschen in Syrien.

 

Spendenvermerk: Traumatisierte Kinder in Syrien

 

Bauen für eine neue Zukunft

«Es war notwendig, der Situation mit Mut und Stärke zu begegnen»

 

Der Name ist Programm: Bauen, um zu bleiben. Aleppo, die einst so lebendige Millionenstadt im Norden Syriens mit ihrer illustren Geschichte und ihrem traumhaft schönen Bazar – sie wurde grossflächig in den ver­gangenen Jahren zerstört. Nun wird vieles wiederaufgebaut. Mit dabei ist auch das Bistum Aleppo unter Erzbischof Jeanbart. «Built to stay», «Auf­gebaut um zu bleiben» ist der treffende Name für dieses grosse Projekt.

 

Was stimmt nun? «Die Lage in Syrien ist verheerend», heisst es im Artikel von SHLV-Präsident Andreas Baumeister auf Seite 8. Oder stimmt das, was der Erzbischof von Aleppo, Msgr. Jeanbart, den die Situation in seiner Stadt an das Gleichnis vom Senfkorn denken lässt? Wohl beides. In einer solchen Situation, wie sie die Menschen in Syrien leben müssen, kann trotzdem vieles wachsen. Solche Initiativen unterstützt der Schweizerische Heiligland-Verein. Doch das soll unseren Blick nicht trüben. Weiterhin ist die Lage im Land «verheerend». Zudem verlassen auch immer mehr Christinnen und Christen das Land, in dem Paulus seine Bekehrung erlebte, in dem (sehr wahrscheinlich) das Matthäus-Evangelium geschrieben wurde, das Land, in dem Menschen, die an Christus glaubten, zum ersten Mal als «Christen» bezeichnet worden waren.

 

Leider nicht möglich: ein Spaziergang durch Aleppo

Es wäre schön, wenn wir mit Erzbischof Jeanbart durch Aleppo streifen und all das besichtigen könnten, das im Rahmen von «Built to stay» erarbeitet und aufgebaut wird. Es wäre spannend, könnten wir all die Menschen treffen, die sich im Rahmen dieser Projekte engagieren, und es wäre beeindruckend, Frauen und Männer und Kinder zu begegnen, denen so geholfen werden kann. Und sicher würde Erzbischof Jeanbart uns auch noch die eine oder andere Sehenswürdigkeit dieser wunderbaren Stadt Aleppo zeigen … doch das meiste ist zerstört: neben den vielen Wohnungen auch zum Beispiel die uralte Omajadenmoschee mit ihrem markanten Minarett oder der weltberühmte Suk … Ein solcher Gang durch die Stadt ist nicht möglich.

Ja, in dieser verheerenden Lage bauen Menschen vieles auf, um zu bleiben, nicht um wegzugehen. Dank dem Mut und dem Vertrauen von Menschen wie Erzbischof Jeanbart und seiner Helferinnen und Helfer.

Begonnen im Jahre 2015 …

«Built to stay» begann im Jahre 2015, also mitten in der Zeit des Krieges. Zwei Jahre später zog Erzbischof Jeanbart eine erste Bilanz.

Und Jean-Clément Jeanbart ist zuversichtlich. «Built to stay», «Aufgebaut um zu bleiben» will Zeichen setzen. Und tut dies auch. Denn, so Erzbischof Jeanbart selbstkritisch, «bisher haben wir Priester und Seelsorger uns darauf beschränkt zu reden, dass Christinnen und Christen und ihr Land Syrien nicht verlassen sollten». Aber nun sei der Zeitpunkt gekommen zu handeln, damit die Menschen und insbesondere die Christinnen und Christen in diesem Land eine Zukunft hätten, die es ihnen erlaubt zu bleiben. «Seit Beginn des Krieges im Jahre 2011 haben wir ihnen beim Überleben zu helfen versucht.» Doch all ihr Engagement hätte es nicht vermocht, die Gefahr für Leib und Leben zu bannen. «Es war notwendig, etwas anderes zu tun und der Situation mit Mut und Stärke zu begegnen.»

Klare Ziele genannt

Die Gruppe von Priestern und Laien rund um den Erzbischof einigte sich zu Beginn ihrer Arbeit auf unter anderem folgende Ziele:

–  Sammlung von möglichst vielen Mitarbeitenden
–  Durchführung einer Informations- und Sensiblisierungskampagne
–  Mithilfe von Think Tanks und Forschung die tatsächlichen Bedürfnisse zu ermitteln
–  Sofortiger Start der dringendsten Projekte wie dem Wiederaufbau von Häusern, aber auch das Wiedereröffnen von Betrieben und Werkstätten
–  Baldige Errichtung eines Notfonds und Schaffung eines Solidaritätfonds
–  Erstellung eines Plans für mittelfristig bedeutende Entwicklungsprojekte: Wohnungen. Bildungseinrichtungen, Kooperativen und soziokulturelle Zentren, medizinische Kliniken und Apotheken.

Breit abgestützt und sorgfältig aufgegleist: das ist die Aktion «Built to stay» von Aleppo.

Drei Phasen, die dritte nach dem Krieg

Drei Phasen kenne der Plan, so der Erzbischof. Begonnen hätten sie mit einem Berufsausbildungsprojekt im Baugewerbe. Der Bereich des Wiederauf baus sei der einzige, der Arbeitsplätze schaffen konnte. Schreiner, Hüttenarbeiter, Elektriker, Klempner und Aluminiumarbeiter: diese fünf Kurse werden momentan mit grossem Erfolg geführt. Auch das zweite Projekt kommt Handwerkern zu Gute: sie erhalten kleine, zinslose Kredite. So können sie wieder zu Arbeit kommen und sind nicht mehr von Almosen anderer abhängig. Erzbischof Jeanbart schreibt: «Diese erste Phase wurde dank der Unterstützung verschiedener Hilfsorganisationen in der Schweiz und den USA weitgehend realisiert.»

In einer zweiten Phase, die momentan läuft, soll eine Art Day Medicare Center, also eine Tagesklinik, eröffnet werden. «Ein medizinisches Versorgungsprogramm», so Erzbischof Jeanbart, «wird heute dringend benötigt.» Daneben wird auch der Aufbau eines Kommunikationszentrums vorangetrieben werden, der die Christinnen und Christen mit ihrem Hintergrund verbinden will, sie somit ermutigen will, in diesem religiös (früher) sehr vielfältigen Land zu bleiben.

Und in einer dritten und letzten Phase, die aber erst nach dem Ende des Kriegs beginnen kann, sollen verschiedene Wohnhäuser für junge Famlien gebaut werden und es sollen Schulen wiederhergestellt werden.

«Built to stay» – Menschen werden ermutigt, in Aleppo zu bleiben

Einblick in eine Realität, die verheerend und doch hoffnungsvoll ist

Wir konnten nicht durch Aleppo laufen, konnten keine Menschen, die sich mit «Built to stay» vielfältig für den Wiederauf bau der Stadt einsetzen treffen. Aber wir konnten dank Jean-Clément Jeanbart doch einen Einblick erhalten in eine Realität in Syrien, die der SHLV – und damit Sie als Spenderinnen und Spender – mittragen, durch Beten, Begegnen und Spenden als die drei Säulen der Solidarität, wie es die Schweizer Bischöfe in ihrem Brief zum Karwochenopfer 2018 geschrieben haben.

 

Spendenvermerk: Bauen, um zu bleiben, Aleppo

«Centre Al-Mukhales» in Homs

Ihr macht das, was wir nicht zu machen wussten – In Syrien herrscht seit mehr als sechs Jahren ein Krieg, der unglaubliches Leid und Zerstörung gebracht hat. 8 Millionen Männer, Frauen und Kinder wurden als Binnenflüchtlinge gezählt. 4,5 Millionen Menschen leben in belagerten und schwer zugänglichen Gegenden. 1,5 Millionen Menschen wurden verletzt, 250 000 getötet – Zahlen, die schon längst wieder überholt sind. Niemand hat mehr einen (nicht einmal statistischen) Überblick über all das Leid, das über die Menschen in Syrien seit dem 15. März 2011 hereingebrochen ist.

Seither erreichen uns unzählige auch sehr widersprüchliche Bilder aus diesem Land: auf der einen Seite lachende Kinder (siehe auch auf der Rückseite dieses Heftes), andererseits zerbombte Städte, verzweifelte Menschen. P. Magdi Seif, Jesuit in Homs, sagt: «Die Situation ist völlig unklar und verwirrend. Dein Freund von heute kann morgen schon dein Feind sein.» Und: jedes Bild aus Syrien ist Teil der Wahrheit.

P. Magdi Sejf ist ein alter Bekannter des SHLV. Bereits in Ägypten, seiner vorherigen Arbeitsstätte, war er in ständigem Kontakt mit dem Heiligland-Verein. Nun wirkt er in der momentan einigermassen ruhigen Stadt als Nachfolger von P. Ziad Hilal SJ.

… aber dann wirkte die Mundpropaganda!

Homs ist die drittgrösste Stadt in Syrien und hat eine Million Einwohner. Das «Centre Al-Mukhales» (Saint-Sauveur) wurde von den Jesuiten als Katechismus-Zentrum gegründet und wird von den Schwestern vom Heiligen Kreuz geführt. Zu Beginn des syrischen Bürgerkrieges entstand der Wunsch, den Kindern von Homs, die darum baten, weiterhin Schulunterricht zu geben und ihnen dabei den Gedanken von Frieden und Versöhnung nahezubringen. Im April 2012 wurde das «Centre Al-Mukhales» zu einem Ort der Bildung und der psychosozialen Unterstützung.

Anfangs kamen nur einige Jugendliche aus dem Quartier, aber dann wirkte die Mundpropaganda. Mit Unterstützung des Flüchtlingshilfsdienstes der Jesuiten (Jesuit Refugee Service – JRS) startete das Pilotprojekt mit 100 Kindern, kurz danach bereits mit 400 – und dies inmitten einer Kampfzone. Inzwischen gibt es elf eigene oder unterstützte Zentren in Homs und den umliegenden Dörfern, die insgesamt 3500 Kinder betreuen.

Hinaus zu den Familien

Die Arbeit ging weiter, über das Zentrum hinaus zu den Familien: Nahrungsmittelpakete werden verteilt, warme Kleider, Medikamente für Vertriebene und die Menschen aus den Quartieren. Momentan unterstützt der JRS jeden Monat mehr als 3000 Familien alleine in der Region von Homs. Dies dank einer Gruppe von 50 Freiwilligen und Angestellten, die Familien besuchen und ihre Bedürfnisse festhalten, Nahrungsmittel und Waren einkaufen und die Verteilung an die Bedürftigen sicherstellen. Auch die Bildungseinrichtungen erhalten Nahrungsmittel, Kleider für die Kinder, Schulmöbel und was sie sonst noch brauchen.

Lebensunterricht!

Die von Anfang an wichtigste Frage war, was den Kindern vermittelt werden sollte. Zu Beginn fand der klassische Schulunterricht statt, doch dieser wurde sehr schnell mit dem «Lebensunterricht» ergänzt, bei dem mittels Gesang, Theater oder Marionettenspielen den Kindern Nächstenliebe und Respekt vor dem andern nähergebracht werden. Diese Aktivitäten gingen auch während der Angriffe weiter. Gab es Beschiessungen, wechselten die Verantwortlichen mit den Kindern in den Keller, drehten die Musik auf, sangen und tanzten mit ihnen.

Viele junge Menschen haben ihre Arbeit verloren. Sie zu beschäftigen heisst, ihren Geist wach zu halten, ihnen ein Leben in Würde und ein Einkommen zu geben und damit ihre Familien zu unterstützen. Es sind mehr als 200 junge Männer und Frauen beschäftigt, aus allen Schichten und Glaubensrichtungen. Sie haben verschiedene Aufgaben und jede(r) erhält Ende des Monats einen Lohn.

Die Menschen sprechen wieder miteinander!

Dank diesem Projekt sind zahlreiche Flüchtlinge zurückgekehrt. In einigen Familien haben sich die Diskussionen verändert, Familienväter sagen: «Ihr macht das, was wir nicht zu machen wussten». Bei einem Schulfest nach Einführung des Unterrichts kamen alle Familien zusammen: Schiiten, Sunniten, Alawiten, Christen, um ein paar trockene Biskuits zu teilen. Es war ein einfacher Anlass, doch es war das erste Mal, dass die Menschen miteinander sprachen. Dieses Projekt ist ein Zeichen der Hoffnung in einer Stadt, die Frieden und Sicherheit sucht und davon träumt, eines Tages voller Liebe für sich und andere da zu sein.

Spendenvermerk: Zentrum Al-Mukhales, Homs

 

Mehr zum Zentrum Al-Mukhales in Homs.

P. Ziad Hilal SJ, der lange Zeit in Homs wirkte, hat vor vier Jahren die Generalversammlung des SHLV in Luzern besucht und über seine Arbeit berichtet.
Den von Christoph Klein für uns produzierten Film finden Sie hier.

Nächstenliebe und Lebensfreude

„Die Kirchen sind heute die einzigen Orte, wo allen geholfen wird, Christen und Muslimen.“ In Syrien herrscht seit bald sechs Jahren ein Krieg, der unglaubliches Leid und Zerstörung gebracht hat. Inzwischen werden 8 Millionen Männer, Frauen und Kinder als Binnenflüchtlinge gezählt. 4,5 Millionen Menschen leben in belagerten und schwer zugänglichen Gegenden. 1,5 Millionen Menschen wurden verletzt, 250 000 getötet.

Wir hören Berichte über Aleppo, das seit längerem stark umkämpft ist, dass hier „die Entscheidungsschlacht stattfinden“ werde. Die Fronten der sich bekämpfenden Gruppierungen
verschieben sich ständig, dazwischen aufgerieben werden die dort lebenden Menschen. Die Lebenssituation ist extrem schwierig.

Homs hat das ebenfalls „durchgemacht“, beginnt jetzt langsam wieder zu atmen. Damaskus ist Auffangstadt für Vertriebene aus dem ganzen Land. Der Hauran im Süden ist geteilt, „wie Beirut damals im Bürgerkrieg“. Im Vallée des Chrétiens haben bereits 8000 christliche Familien Zuflucht gefunden, 3000 weitere Familien sind auf dem Weg dorthin.

Die Menschen haben Angst, sind erschöpft. Viele haben Syrien verlassen, andere suchen im Land Schutz für sich und ihre Angehörigen. Unzählige Familien sind auf Unterstützung angewiesen. Der Flüchtlingsdienst der Jesuiten (JRS) bietet, zusammen mit andern Organisationen, in mehreren Städten Unterstützung mit Notunterkünften, Feldküchen und Ambulatorien mit Medikamentenabgaben. Sie leisten kompetente Kinderund Jugendarbeit und fördern behinderte Kinder, bieten psychosoziale Hilfe für Kinder und Erwachsene an und unterstützen Frauengruppen und Studierende.

Letztes Jahr halfen wir mit, dass im Hauran Saatgut und Dünger gekauft und die Felder wieder bestellt werden konnten. Wir unterstützten den Kauf von Heizöl, denn die Winter sind kalt, wir überwiesen Gelder für Nothilfe, damit Lebensmittel, Artikel des täglichen Lebens, Medikamente, Kleider gekauft oder Unterkünfte bezahlt werden konnten. All dies konnten wir dank Spenden, Ihren Spenden, leisten.

Der Krieg in Syrien dauert an. Wir wollen unsere Projektpartner nicht alleine lassen, sie brauchen weiterhin unsere Unterstützung.
Danke, dass Sie uns unterstützen.

Spendenvermerk: Helfen mit Herz – für Syrien

Landwirtschaft im Hauran

Das Erzbistum Bosra, Hauran und Jabal al-Arab ist das ärmste im ganzen Patriarchat. Es gibt immer mehr Arbeitslose. Verarmte Familien klopfen an die Tür des Bischofshauses und bitten um Geld für ihre Kinder und ihren Lebensunterhalt. Junge Familien verlassen das Land; allein aus Khabab sind bereits 400 in den Libanon oder die Türkei weggezogen. Die Situation der Flüchtlinge und Vertriebenen ist prekär.

Fruchtbares Land

Auf den rund 300 Hektaren Land des Erzbistums könnten Weizen und Hafer angebaut und Kichererbsen geerntet werden. Falls das Klima mitspielt und die Regierungstruppen und Rebellen es erlauben. Der Herbst (Ende November bis Anfang Januar) ist die beste Jahreszeit, um die Erde auf die Saat vorzubereiten. Seit zwei Jahren bleiben die Böden trocken. Dies verschlimmert die finanzielle Lage, denn die Erträge aus der Landwirtschaft werden dringend gebraucht. Vor kurzem konnte ein neuer Brunnen gebohrt werden, als Ersatz für einen zerstörten. Die zwei Brunnen mit Pumpen laufen nicht, da kein Strom vorhanden ist.

Ernteausfall und Rebellen

Die Erntezeit beginnt normalerweise Anfang Juni, der Ertrag wird zu einem fixen Preis an staatliche Händler verkauft. Für die Arbeiten werden Leute aus der ganzen Umgebung engagiert, auch Beduinen. Ein Tagelöhner erhält pro Tag 1200 L.S., eine Tagesverpflegung kostet 500 L.S. Ein Liter Treibstoff kostet 150 L.S. Es sind zwei Traktoren im Einsatz, für die sie jedoch dringend Ersatzteile brauchen. Der Minibus für den Personentransport wurde von den Rebellen beschlagnahmt.

Alte Bäume müssen ersetzt werden

Es gibt einige Fruchtbäume, die Reben und Olivenbäume sollten ersetzt werden. Auch Gemüse könnte gezogen werden, wenn es die Sicherheitslage erlauben würde. Denn die bleibt schwierig, man muss aufmerksam die Bewegungen der Kriegsparteien beobachten. Oft sind Granaten zu hören, und dann müssen sich alle sofort in Sicherheit bringen.

Steigende Preise

Die Preise steigen ständig, das syrische Pfund hat stark an Wert verloren. Für einen Dollar gibt es momentan 275 syrische Pfund (L.S.), für einen Euro 305. Ein Sack Saatgut (50 kg) für Weizen oder Hafer kostet zwischen 70 und 80 L.S., ein Kilo Kichererbsen 125 L.S. Eine Tonne Dünger kostet je nach Zusammensetzung 60 000 bis 100 000 L.S. Wir möchten mithelfen, dass die Felder im Hauran wieder bestellt werden können. Wir können den Menschen keine Sicherheit geben, aber die finanziellen Mittel, damit sie Saatgut, Dünger usw. kaufen und die Arbeiter bezahlen können.

Spendenvermerk: Landwirtschaft im Hauran

Alltag im Krieg – über Verlust und Hoffnung

Der melkitische Bischof Jean-Clément Jeanbart schreibt: „Ich komme gerade von einer Amerika-Reise. In Aleppo erwartete mich der grosse Schock. Der Bischofssitz ist zerstört, die Kathedrale stark beschädigt! Die Gebäude wurden vor über 200 Jahren errichtet und erst vor wenigen Jahren renoviert. Ich kann Ihnen meinen Schmerz und meine Trauer ob dieser Katastrophe nicht beschreiben. Ich bin nur froh, dass alle meine Priester unverletzt und in Sicherheit sind.

Der Angriff der Rebellen fand einen Tag nach der Gedenkfeier zum Genozid an den Armeniern statt. Ein Bombenhagel ging auf unsern Stadtteil nieder, in dem viele Christen leben und zahlreiche Kirchen stehen. Seit zwei Wochen sind meine Priester und Mitarbeitenden daran, möglichst viel aus den Trümmern zu bergen. Ich kümmere mich um die Archive, die Ikonen, Manuskripte, um alles, was wertvoll, wichtig und unersetzbar ist. Seit zwei Tagen versuche ich, zu Atem zu kommen und stark zu sein, damit ich den Menschen um mich herum Mut zusprechen kann. Doch Sie verstehen bestimmt, dass ich unter diesen Umständen nicht so funktioniere, wie ich eigentlich sollte. Ich gebe mein Bestes, um für die Priester und die Gläubigen da zu sein; ich spüre, dass sie mehr denn je Nähe und Schutz brauchen.

Meine Räume sind kaputt, das Sekretariat ausser Betrieb, die Verwaltungs- und Büroarbeiten funktionieren nur mangelhaft. Also muss ich dringend neue Büros finden, meine Dossiers wieder herstellen und mich so rasch wie möglich organisieren. Die Situation ist schwierig und verlangt von uns allen grosse Flexibilität.“

Und dann beschreibt er noch den momentanen Alltag. „Am letzten Sonntagmorgen habe ich eine Trauerfeier für einen Mitarbeiter gehalten. Ein Märtyrer mehr. Am Nachmittag habe ich an einer Gedenkfeier an einer unserer Schulen teilgenommen. Der Herr hat mir geholfen, tröstende Worte für die verwundeten Herzen zu finden und ihnen Mut zuzusprechen. Heute Abend besuchen wir ein Konzert mit byzantinischen Gesängen. Hoffentlich gibt es nicht wieder Angriffe, wie wir sie seit Ostern immer wieder erleben.

Wir bezahlen unsere Anwesenheit in unserem geliebten Land sehr teuer. Doch wir wissen auch, dass, wenn denn Frieden einkehrt und die Freiheit gewonnen ist, die Zukunft für die jüngeren Generationen besser sein wird. Doch bis dahin fallen weiterhin jeden Tag Bomben vom Himmel.

Wir wissen nicht, wann dieser so sehr erhoffte Frieden kommen wird. Darum bitten wir den Herrn, denn seine Liebe und Barmherzigkeit sind unaussprechlich gross. Bitte beten Sie mit uns – Ihre Gebete sind uns eine grosse Unterstützung.“ Die Situation in diesem schwer geprüften Land ist katastrophal, die Nachrichten deprimierend. Trotz allem halten die Menschen zusammen, kämpfen ums Überleben, ihre Heimat, ihr Erbe und ihre Zukunft. Wir dürfen sie nicht alleine lassen. Zeigen wir ihnen unsere ungebrochene Solidarität, indem wir sie finanziell, mit unsern Gedanken und im Gebet unterstützen.

Spendenvermerk: Solidarität für Aleppo

Hoffnung für die Kinder von Homs

Homs ist die drittgrösste Stadt in Syrien und hat eine Million Einwohner. Das „Centre Al-Mukhales“ (Saint-Sauveur) wurde von den Jesuiten als Katechismus-Zentrum gegründet und wird von den Schwestern vom Heiligen Kreuz geführt. Es liegt in Al-Adwya nahe beim Stadtzentrum und ist die einzige verbliebene von vorher fünf Einrichtungen.



Anfang 2011, im Zuge des Arabischen Frühlings, brach in Syrien ein blutiger Konflikt aus: inmitten der Zivilbevölkerung bekämpfen sich seither zwei gegnerische Parteien. Dieser Konflikt hat das Leben aller durcheinandergebracht. Homs war während des erstens Jahres am stärksten von den Kampfhandlungen und Bombardierungen betroffen, und sie dauern an. Gegen 70 Prozent der Bevölkerung flohen aus Homs, und die meisten Schulen wurden geschlossen.

So entstand der Wunsch, den Kindern von Homs, die darum baten, weiterhin Schulunterricht zu geben und ihnen dabei den Gedanken von Frieden und Versöhnung nahezubringen. Im April 2012 wurde das «Centre Al-Mukhales» zu einem Ort der Bildung und der psychosozialen Unterstützung. Anfangs kamen nur einige Jugendliche aus dem Quartier, aber dann wirkte die Mundpropaganda. Mit Unterstützung des Flüchtlingshilfsdienstes der Jesuiten (JRS) startete das Pilotprojekt mit 100 Kindern, kurz danach bereits mit 400 – und das inmitten einer Kampfzone. Inzwischen gibt es elf eigene oder unterstützte Zentren in Homs und den umliegenden Dörfern, die insgesamt 3500 Kinder betreuen.

Aus der Arbeit mit den Kindern heraus entstand die materielle Hilfe für Familien. Es werden Nahrungsmittelpakete verteilt, warme Kleider, Medikamente für Vertriebene und die Menschen aus den Quartieren. Momentan unterstützt der JRS jeden Monat mehr als 3000 Familien alleine in der Region von Homs. Dies dank einer Gruppe von 50 Freiwilligen und Angestellten, die Familien besuchen und ihre Bedürfnisse festhalten, Nahrungsmittel und Waren einkaufen und die Verteilung an die Bedürftigen sicherstellen. Auch die Bildungseinrichtungen erhalten Nahrungsmittel, Kleider für die Kinder, Schulmöbel und was sie sonst noch brauchen.

Die von Anfang an wichtigste Frage war, was den Kindern vermittelt werden sollte. Zu Beginn fand der klassische Schulunterricht statt, doch dieser wurde sehr schnell mit dem „Lebensunterricht“ ergänzt, bei dem mittels Gesang, Theater oder Marionettenspielen den Kindern Nächstenliebe und Respekt vor dem andern nähergebracht werden. Diese Aktivitäten gingen auch während der Angriffe weiter. Gab es Beschiessungen, wechselten die Verantwortlichen mit den Kindern in den Keller, drehten die Musik auf, sangen und tanzten mit ihnen.

Vor dem Konflikt führten die Jesuiten zwei Heime für behinderte Kinder. Beide wurden zerstört. Doch sie gaben nicht auf und betreuen heute erneut 35 junge geistig Behinderte, die zusammen mit den andern Schülerinnen und Schülern in einer schönen und friedlichen Atmosphäre leben.

Viele junge Menschen haben ihre Arbeit verloren. Sie zu beschäftigen heisst, ihren Geist wach zu halten, ihnen ein Leben in Würde und ein Einkommen zu geben und damit ihre Familien zu unterstützen. Es sind mehr als 200 junge Männer und Frauen beschäftigt, aus allen Schichten und Glaubensrichtungen. Sie haben verschiedene Aufgaben und jede(r) erhält Ende des Monats einen Lohn.

Dank diesem Projekt sind zahlreiche Flüchtlinge zurückgekehrt. In einigen Familien haben sich die Diskussionen verändert, Familienväter sagen: „Ihr macht das, was wir nicht zu machen wussten“. Bei einem Schulfest zwei Monate nach Einführung des Unterrichts kamen alle Familien zusammen: Schiiten, Sunniten, Alawiten, Christen, um ein paar trockene Biskuits zu teilen. Es war ein einfacher Anlass, doch es war das erste Mal, dass die Menschen miteinander sprachen. Dieses Projekt ist ein Zeichen der Hoffnung in einer Stadt, die Frieden und Sicherheit sucht und davon träumt, eines Tages voller Liebe für sich und andere da zu sein.

P. Ziad Hilal SJ schreibt über die letzten paar Wochen: „Homs ist nicht mehr sicher. In den letzten zwei Monaten hat sich die Situation in unserer Stadt stark verändert, sie kommt nicht mehr zur Ruhe. Anfangs Juni explodierte eine Bombe wenige Meter vom Eingangstor unseres Zentrums entfernt, es gab in der Nachbarschaft Tote und zahlreiche Verletzte. Etwas später schlugen in der Nähe Granaten ein und anfangs Juli gingen in der Einkaufsstrasse Autobomben hoch. Die Altstadt wird weiterhin belagert, und es wird gekämpft. Die Zerstörung ist unbeschreiblich gross. Niemand kommt mehr rein, niemand kann mehr Hilfe bringen, auch das Rote Kreuz ist gescheitert. Wir fühlen uns ohnmächtig; alles, was wir tun können, ist, den Kontakt zu halten und allen Mut und Geduld zuzusprechen.

Die humanitäre Arbeit geht trotzdem weiter. In den letzten zwei Monaten konnten mehr als 5000 Familien mit Lebensmitteln und anderem mehr versorgt werden.

Die Kinder zeichnen ihre Heimat wie sie in Zukunft aussehen könnte oder sollte. Träumen bedeutet Hoffnung haben, und dies drücken sie auch durch Theater, Gesang und Handarbeiten aus. Die Kinder überwinden die Gewalt der Erwachsenen und gestalten ein leuchtendes Morgen. Ein Grundvertrauen, nach dem sich die Erwachsenen zurücksehnen.“

Spendenvermerk: Hoffnung für die Kinder von Homs

Ausbildung von Krankenschwestern – trotz allem

Nahostreisende ringen schon mal um Fassung, wenn sie von ihren Reiseerlebnissen in Syrien erzählen, sich an Begegnungen erinnern, Fotos oder Filme anschauen. Die Bilder und Berichte, die uns seit drei langen Jahren erreichen, sind einfach unerträglich.

Aleppo war vor dem fürchterlichen Konflikt eine pulsierende Metropole. Die Stadt mit Vororten hatte 2010 rund 2,5 Millionen Einwohner. Sie war damit nach Damaskus die zweitgrösste Stadt des Landes. Aleppo ist eine der ältesten Städte in der Region und liegt strategisch wichtig zwischen Mittelmeer und Euphrat. Sie war bekannt für einen sehr alten, wunderschönen Souk, für filigrane Baukunst, ausgezeichnete Seifen und feine Stickereien, für vielfältige Handwerkskunst, gutes Essen und Gastfreundschaft. Inzwischen sind in der Stadt zahlreiche Fabriken, Betriebe und Verwaltungen, aber auch Kirchen, Moscheen und soziale Einrichtungen zerstört.

Der melkitische Erzbischof Jean-Clément Jeanbart ist dankbar, dass die meisten „seiner“ Schulen und Berufsschulen weiterhin geöffnet sind, darunter auch die Schwesternschule.

Es fehlen Krankenschwestern

Aleppo brauchte dringend mehr Krankenschwestern. Denn es gab in der Stadt lediglich eine öffentliche Schwesternschule für 600 Auszubildende. So startete im Sommer 2009 die „Ecole infirmière“ (IFSI = Institut de Formation aux Soins Infirmièrs). Für den Unterricht konnten ausgezeichnete Fachleute (Mediziner, Apotheker usw.) gewonnen werden, die den 60 Schülerinnen ein breites und fundiertes Berufswissen vermitteln. Die Ausbildung ist staatlich anerkannt.

Momentan besuchen, trotz der schwierigen Umstände, 36 Personen den Unterricht. Sie sind nicht nur motiviert, sondern wissen auch um die Wichtigkeit und Notwendigkeit ihrer Ausbildung, gerade jetzt, aber auch für die Zukunft. Auch die Lehrpersonen sind weiterhin bereit, die Unterrichtsmodule in der gewohnten Qualität durchzuführen. Die Schulleitung selber ist stark besorgt, da die finanzielle Situation besorgniserregend aussieht. Gemäss Budgetplanung hätte die Schule nach vier Jahren selbsttragend funktionieren sollen. Erzbischof Jeanbart kann und will die Schwesternschule nicht schliessen. Auf der einen Seite sind die motivierten Schülerinnen und engagierten Ausbildner, die trotz Sicherheitsrisiko weiterhin kommen, auf der andern Seite sieht er den dringenden Bedarf an Pflegepersonal. Deshalb gelangt er an uns mit der Bitte um Hilfe bei der Überbrückung dieses finanziellen Engpasses.

Denn eigentlich hat er noch genügend andere Sorgen: regelmässige Lebensmittelpakete für 1500 in Pfarreizentren untergebrachte Familien, finanzielle Unterstützung von weiteren 400 Familien ohne Einkommen, Dispensarien, Unterbringung von rund 100 vertriebenen Familien (hauptsächlich Muslime) und Schulgebühren für Kinder und Studierende.

Spendenvermerk: Krankenschwestern für Aleppo

Ersthilfe für Binnenflüchtlinge

Ich bin Zeuge der Heimatlosigkeit … Kinder als Fremde in ihrer eigenen Heimat, fern von ihren Häusern und Gemeinden … Ich bin Zeuge der Verzweiflung … alte Menschen, Behinderte, Kranke, die um Medizin und ärztliche Verpflegung betteln müssen … Ich bin Zeuge des Verlustes … Häuser, Geschäfte, Arbeitsplätze, alles was im Laufe der Jahre mit Schweiss und Aufopferung aufgebaut wurde … Ich bin Zeuge der Zerstörung … mein eigenes Wohnquartier, wo so viele Träume gebaut wurden und nun nur noch Erinnerungen stehen …

Diese Zeilen stammen von Samer Laham, Direktor des DERD (Department of Ecumenical Relations and Development). Ich war sehr berührt, als ich seine E-Mail las. 15 Monate sind nun seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien vergangen. Die Internationale Gemeinschaft versucht noch immer, eine Lösung zur Befriedung und Stabilität des Landes zu finden. Inzwischen sind unzählige Menschen davon betroffen: Kinder und Jugendliche, alte und behinderte Menschen, Frauen und Männer. Sie sind zu Binnenflüchtlingen geworden, abhängig von der Unterstützung lokaler Wohlfahrtsverbände und Hilfswerke.

DERD hat seine personellen und finanziellen Ressourcen mobilisiert, um die Bedürfnisse dieser Menschen zu erfahren und somit effektive Hilfe anbieten zu können. Ihre Hilfeleistung erfolgt einerseits durch Soforthilfe für Binnenflüchtlinge und Familien ohne Einkommen, anderseits mittels längerfristiger Unterstützung für medizinische und psychologische Betreuung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, auch in Kindergärten und Schulen, Mitfinanzierung bei der Wiederherstellung von beschädigten Schulen, Häusern und Kirchen.

So braucht Samer Laham dringend für neuankommende Flüchtlinge, die erstmal in einer Schule untergebracht sind und auf dem nackten Boden schlafen, Schaumstoffmatratzen und Bettzeug. Ein solches Set kostet umgerechnet 35 USDollar – eine grosse Hilfe in der gegenwärtigen Lage, wo Menschen die Nächte Kopf an Kopf verbringen müssen.

Spendenvermerk: Ersthilfe für Binnenflüchtlinge

Damaskus: Syrien braucht Hilfe

Die tragischen Ereignisse in Syrien beschäftigen uns alle. Der Alltag der dort lebenden Menschen ist geprägt von Angst und zunehmender Gewalt. Ihre Zukunft scheint ungewiss, ein Ende der schwierigen Situation ist nicht in Sicht. Die Not der Bevölkerung wächst, nicht nur in den uns aus den Medien bekannten Gebieten.

Motiviert durch die pastorale Verantwortung haben der griechisch-katholisch melkitische Patriarch Gregorios III. Laham und der griechisch-orthodoxe Patriarch Ignatius IV. Hazim ein Hilfskomitee gegründet, um „unsern Brüdern und Schwestern in der Not zu helfen, ohne Unterschied zwischen Moslems und Christen.“

Zahlreiche Menschen mussten bereits ihre Häuser, ihre Dörfer und Städte verlassen. In Damaskus, aber auch in andern Orten, fanden sie Zuflucht in Klöstern und andern kirchlichen Gebäuden. Die Liste mit den Namen bedürftiger Familien wächst täglich, der Informationsaustausch der Priester und Laien ermöglicht jedoch eine rasche und effektive Hilfe. Es werden, je nach Bedarf, Hilfspakete mit Nahrungsmitteln, Milch, Decken usw. im Wert von USD 50 verteilt. Zum Zeitpunkt des Hilferufes waren es bereits über 2000 solcher Pakete.

Mit der „Assaf Family Charitable Charitable Fondation“ leistet Patriarch Gregorios III. bereits seit Jahren in den Vororten von Damaskus wertvolle Hilfe. Volontärinnen führen eine Gassenküche, bieten medizinische Grundversorgung an und betreuen Kinder und Jugendliche.

Spendenvermerk: Nothilfe für Syrien

Shahba: Foyer für junge Frauen – Ausbildung in Südsyrien

Der Schweizerische Heiligland-Verein (SHLV) unterstützt seit vielen Jahren die Eparchie von Bosra, Hauran und Jabal al Arab. Wir kennen Bischof Boulos (Paul) Borkhoche persönlich von unseren Besuchen und arbeiten gerne mit ihm zusammen.

Bosra ist eine antike Stadt in der Landschaft Hauran der heutigen Provinz Dar’a. Sie gehörte seit dem 2. Jahrhundert v.Ch. zum Reich der Nabatäer und war von 70 bis 106 n.Ch. ihre Hauptstadt. In arabischer und mameluckischer Zeit wurde Bosra Provinzhauptstadt. Ab dem 11. Jahrhundert baute man das römische Theater in eine Zitadelle mit Palastbauten aus. Die Altstadt von Bosra wurde 1980 in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. Eine Besichtigung der Ruinenstadt und der hier erhaltenen antiken Bauwerke aus dunklem Basaltstein ist ein Muss für jeden Syrienreisenden.

In der Vulkanebene des Hauran, südlich von Damaskus, fehlt eine nachhaltige wirtschaftliche Perspektive. Die damit zusammenhängenden Probleme sind im ländlichen Syrien nur allzu bekannt: eine unzureichende Wasserversorgung, Mangel an moderner landwirtschaftlicher Ausrüstung und eine begrenzte Auswahl von Getreidesorten, die auf dem üppigen vulkanischen Boden, aber zugleich bei dem rauen Klima der Region gedeihen können. Erzbischof Boulos Borkhoche leitet seit 1983 die Eparchie von Bosra, Hauran und Jabal al Arab, das ärmste Bistum in der griechisch-katholisch melkitischen Kirche. Der bald 77-Jährige gehört dem Orden der Missionare vom Hl. Paulus mit Sitz in Harissa, Libanon an. Er glaubt, dass die Entwicklung der Landwirtschaft der Schlüssel zur Belebung der Wirtschaft sei. Der armen Region mangelt es an Wasser. So lässt er Brunnen bohren, sodass Mais, Weizen, Oliven, Trauben, Tomaten, Gurken und Zucchini bewässert werden können, vor allem aber auch Karotten, welche sogar exportiert werden. Unter dem Erzbischof sind auch mehr als 800 Apfel- und Olivenbäume gepflanzt worden, die nur wenig Wasser benötigen. Dies ist umso wichtiger, als es in den letzten Jahren nicht mehr viel geregnet hat. Der „grüne Bischof“ unterstützt aber auch die Armen und versorgt die Bedürftigen mit Medikamenten.

Der Schweizerische Heiligland-Verein (SHLV) unterstützt seit vielen Jahren die Eparchie von Bosra, Hauran und Jabal al Arab. Wir kennen Bischof Boulos (Paul) Borkhoche persönlich von unseren Besuchen und arbeiten gerne mit ihm zusammen.

Einmal vertraute er uns schmunzelnd an, „dass die göttliche Vorsehung wollte, dass ich der Diener der armen Gläubigen der ärmsten Eparchie der Ostkirche sein darf“.

Foyer für junge Frauen

Der SHLV hat in Shahba den Bau des Pfarreizentrums ermöglicht. Das Haus ist nun in Betrieb und offen für verschiedenste Belange. Es hat darin einen Pfarreisaal, ein Katechetisches Zentrum, eine Schneiderei mit Coiffeursalon für junge Frauen, eine Wohnung für den Seelsorger und seine Familie und ein Besuchszimmer. Dazu kommen Büros und Archive für die Administration der Diözese. Die Räume werden genutzt von Jugendgruppen und von Schulkindern für ihre Sommer-Feriencamps, für Sport und Ausflüge, dann auch für die Erwachsenenbildung sowie für Feste und Essen (Taufe, Erstkommunion, Hochzeit, Familientreffen, Beerdigungen).

Nun hat unser GV-Gast von den Behörden die Genehmigung erhalten, dieses Pfarreizentrum um eine Etage aufzustocken. Er möchte ein Foyer für junge Frauen, vor allem Studentinnen und Krankenschwestern, errichten. Die meisten dieser Mädchen und jungen Frauen kommen aus Dörfern. Die Verkehrs-Infrastruktur ist bescheiden, und sie haben zum Teil lange und vor allem im Winter äusserst beschwerliche Anfahrtswege. Das Wohnen im Foyer ermöglicht ihnen ein sicheres Studieren und Wohnen ausserhalb ihrer Familien. Es gibt ihnen Schutz und Geborgenheit, zudem finden sie darin Gemeinschaft und ein Zuhause. In den arabischen Familien leben Mädchen und Frauen traditionell in einem behüteten Rahmen. Deshalb ist den Frauen ohne eine sichere Unterbringungsmöglichkeit bei Familienangehörigen oder eben in einem Foyer ein auswärtiges Studium oder eine Ausbildung fast nicht möglich, auch das Arbeiten wird erschwert.

Das Foyer bietet Unterkunft für 25 Frauen. Die Mehrbetten-Zimmer werden einfach, aber praktisch möbliert mit Wandschrank, Tisch und Dusche/WC. In der Gemeinschaftsküche können sie sich selber verpflegen, dazu gibt es einen Wohn- und Aufenthaltsraum. Zur alleinigen Benützung der Frauen wird ein Lift eingebaut, sodass sie sich von unerwünschten Besuchen sicher wissen.

Die Kosten für die Aufstockung des Pfarreizentrums in Shahba belaufen sich auf Euro 91’580. Wir freuen uns, dieses Bauvorhaben unterstützen zu dürfen. Damit tragen wir bei, dass mehr junge Frauen eine Ausbildung oder ein Studium machen und auch arbeiten können. Erzbischof Boulos Borkhoche ist dies ein grosses Anliegen.

Die jungen Frauen und ihre Familien, aber auch wir danken Ihnen ganz herzlich für Ihre Unterstützung unserer Herbstaktion 2009.

Spendenvermerk: Shahba – Foyer für junge Frauen

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